Kirchen der Ev. Kirchengemeinde Lieberose und Land
Stadtkirchenruine Lieberose
Die frühere Stadtkirche von Lieberose wurde im XV. Jahrhundert erbaut und im XVI. Jahrhundert erweitert: Das war die Zeit, in der in Lieberose durch die Herrschaft derer von der Schulenburg die lutherische Reformation eingeführt worden war. Reformation hieß seinerzeit unter anderem, jedem zu ermöglichen, in seiner Muttersprache Gottesdienst zu feiern und zu beten. Da die Bevölkerung zweisprachig war, erforderte die Reformation in Lieberose Gottesdienst-Orte sowohl für die wendischsprachige Dorf-, als auch für die deutschsprachige Stadtbevölkerung. Für letztere war die Stadtkirche dieser Ort, weshalb sie auch »deutsche Kirche« hieß - bis im XIX. Jahrhundert das Wendische in der Kirche verboten wurde. 1945 wurde die Kirche von Bomben getroffen; Raubbau und Witterungseinflüsse ließen sie zur Ruine verfallen. Heute ist die Stadtkirchenruine vor allem ein Mahnmal und verbindet sich so, unausgesprochen, mit dem Erbe, das die Kirchengemeinde in jüngerer Zeit in Jamlitz angetreten hat: mit den Dokumentationsstätten KZ-Außenlager und sowjetisches Speziallager, an einem Ort, der heute zum Mahnen und Gedenken verpflichtet. Aber zurück zur Ruine mitten in der Stadt: Schon deren bauliche Sicherung verlangt einen hohen Aufwand. Einzig der Turm ist intakt und beherbergt die Glocken von Lieberose - von denen freilich wegen statischer Probleme bis auf weiteres nur eine zu Gebet und Gottesdienst ruft. Möge dieser Ruf gehört werden und den Weg in die kleine Schwester der Stadtkirche, nämlich in die Landkirche Lieberose, weisen. Sie ist kaum zu verpassen, denn sie steht in westlicher Richtung direkt neben dem Turm, nur durch eine kleine Straße getrennt.
Landkirche Lieberose
Das gottesdienstliche Leben in Lieberose findet in der heute so genannten »Landkirche« statt, die ursprünglich als »wendische Kirche« für die wendischsprachige Dorfbevölkerung erbaut worden war. Der jetzige Bau von 1826 ersetzt mehrere Vorgängerbauten. Mit dem Verbot der wendischen Sprache auch im Gottesdienst - im XIX. Jahrhundert verfügt durch die Herrschaft von Lieberose - wurde eine Errungenschaft der lutherischen Reformation auf kaltem Wege zurückgenommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Zerstörung der Stadtkirche gab es zwar noch für wenige Jahrzehnte ein Nebeneinander von Land- und Stadtkirchengemeinde, aber beide Kirchengemeinden mussten sich von da an die Landkirche für ihre Gottesdienste teilen. 1948 wurde der Grabaufsatz für das Grab von Joachim von der Schulenburg, 1597 entstanden, aus der zerstörten Stadtkirche in die Landkirche versetzt und dient dort seitdem als Altaraufsatz: Seine figürlichen Bilder aus Marmor und Alabaster predigen den Lebens- und Leidensweg JEsu. Der mehrgeschossige Aufbau des ehemaligen Epitaphs stellt den stellvertretenden Tod JEsu CHristi am Kreuz, geschehen zur Sühne unserer Schuld, ins Zentrum der Betrachtung; er lässt dieses Heilsgeschehen in Auferstehung und Himmelfahrt CHristi kurz vor der Decke der Kirche buchstäblich gipfeln. Auch Taufstein und weitere hölzerne Reliefplastiken stammen aus der benachbarten Kirchenruine. Seit der vorletzten Jahrhundertwende ist eine Sauer-Orgel auf der Empore eingebaut, deren Besonderheit in der pneumatischen Steuerung liegt. Im Oktober 2019 wurde anlässlich einer Ausstellungseröffnung im Rahmen eines zweisprachigen Gottesdienstes wohl erstmals nach 190 Jahren wieder wendisch von der Kanzel der Kirche gepredigt: wenn auch nur als ein Stück Erinnerung, denn das Wendische beziehungsweise Niedersorbische ist in Lieberose und Land längst nicht mehr in Gebrauch. Das anerkannte wendische Siedlungsgebiet beginnt erst südlich von Lieberose, in Drachhausen, Drehnow, Dissen und Straupitz, auch wenn wendische Ortsnamen für jedes Dorf der Kirchengemeinde (ja, selbst für jeden Ortsteil und Wohnplatz) überliefert sind: Luboraz, Trjebac und Mockrow lauten beispielsweise die Namen der Orte, an denen ein Pfarrhaus war oder ist. Die Sprachgrenze nach Süden hin ist heute gleichzeitig auch die Grenze unseres Kirchenkreises zu dessen Nachbarn Cottbus und Niederlausitz.
Dorfkirche Trebitz
Nach dem 30-jährigen Krieg wurde die Trebitzer Kirche vermutlich neu gebaut; nach der politischen Wende von 1989 hatte sich die Gelegenheit geboten, das marode Dach zu sanieren, so dass die Kirche seitdem wieder trocken ist und ihr Verfall gestoppt werden konnte. Trebitz war bis vor wenigen Jahrzehnten Pfarrsitz, kam dann aber zu Lieberose und wird seitdem von dort aus pfarramtlich versorgt - ein Trend, der in der Kirchengemeinde wie überhaupt hierzulande weiter anhält, weil die Zahl der Gemeindeglieder stetig und vorhersehbar sinkt. Die Trebitzer Orgel wurde im XIX. Jahrhundert ursprünglich für die Landkirche Lieberose gebaut und Anfang des XX. Jahrhunderts nach Trebitz abgegeben; seit vielen Jahrzehnten jedoch ist sie nicht mehr spielbar und ihr Klang aus dem Gedächtnis der Kirchengemeinde verschwunden. Ob das so bleiben wird, ist offen; viele Teile der Orgel müssten aber restauriert und nicht nur repariert werden, um sie wieder zum Klingen zu bringen. Die Dorfkirche hat nach Osten hin zwei farbige Kirchenfenster, die die Apostel Petrus und Johannes zeigen: Der eine Apostel wird nach den Worten JEsu die Grundlegung der Gemeinde gewährleisten (Petrus, der »Fels«); der andere, Johannes, ist der Jünger, den sein HErr besonders lieb hatte. Das Nebeneinander dieser Apostel darf eine Predigt sein: dass sich in der Verkündigung der frohen Botschaft von JEsus CHristus eine solide Grundlegung durch die Heilige Schrift (»Fels«) mit Herzlichkeit (»Liebling«) verbinden möge - damit die Botschaft vom Kreuz einerseits unverfälscht bleibe und andererseits den Menschen von heute denn auch zu Herzen gehe. Weil die Kirche erst seit den 2020er Jahren überhaupt einen eigenen Stromanschluss hat, wird bis heute von Hand geläutet, und es gibt in Trebitz noch die Tradition, am Heiligen Abend die Kirche fast ausschließlich mit Kerzenlicht zu erhellen. Warum auch nicht - die Christenheit ist die längste Zeit ihres 2000-jährigen Bestehens ohne elektrischen Strom ausgekommen. Die Feier der Osternacht - ebenfalls im Kerzenschein begonnen, bis das Sonnenlicht zur Verkündigung des Osterevangeliums die Fenster im Osten erreicht - kommt seit wenigen Jahren als eine noch junge Tradition in Trebitz hinzu.
Dorfkirche Leeskow
Diese Kirche ist vergleichsweise jung: 1901 wurde sie dem gottesdienstlichen Gebrauch gewidmet. Viel Licht spendet ein rundes Fenster über dem Altar, das die alte Feststellung untermauert: ex oriente lux, aus dem Aufgang (= dem Osten) das Licht. Am Morgen des Ostertages ist der auferstandene Herr den Frauen am Grab erschienen und beginnt mit ihnen die lange, bis heute reichende Kette derer, die verkündigen: »CHrist ist erstanden«. Das ist der Sieg über den Tod, auch wenn das sterbliche Ende unseres irdischen Lebens uns in einer Kirche wie Leeskow derzeit öfter zusammen führen kann als erfreulichere Anlässe. Der Trost aber aus der Frohen Botschaft ist immer derselbe, und so stehen wir füreinander ein. Die kleine, hölzerne Taufe kann hingestellt werden, wo es gerade passt, und dient manchmal als Ablage für die Schriftlesung; die große, ebenfalls hölzerne Kanzel ist fest eingebaut und wird durch die winzige Sakristei hindurch betreten. Das darf ein Gleichnis sein: dass es beweglich und variabel ist, wer gerade persönlich das Wort GOttes in Leeskow hören und in den Bund GOttes mit den Menschen einwilligen will; dass aber fest steht, welches dieses Wort GOttes ist: nämlich die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments. Auch in Leeskow wird noch ausschließlich von Hand geläutet; ein Dienst, der gerne auch einmal Gästen der Kirchengemeinde angetragen wird. Ein Harmonium kanadischer Herkunft wartet noch darauf, repariert zu werden, um von da an nicht mehr nur recht kurzatmig, sondern wieder voll zu erklingen - kräftige Beinarbeit zur Winderzeugung natürlich vorausgesetzt.
Dorfkirche Reicherskreuz
Alt und neu vereinen sich in dieser kleinen Dorfkirche, in einem Dorf, das baulich ein Denkmal ist: auffallend viele Häuser mit offenem Bruchsteinmauerwerk, überwiegend liebevoll instand gehalten oder restauriert. Inmitten des Dorfes und umgeben vom Kirchhof die Kirche, bei der man sich streiten kann, ob sie noch aus dem XVIII. Jahrhundert stammt oder ob die umfassende Rekonstruktion in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts einem Neubau gleich kommt. Nein, optisch sollte es am Ende aussehen wie früher; das charakteristische Fachwerk ist freilich nur noch Blendwerk ohne tragende Funktion. Innen ist das alte Kirchengestühl durch einzelne Stühle ersetzt worden; eine Nachtspeicherheizung kann ungewöhnliche Wärme erzeugen; die hölzerne Taufe sieht zwar alt aus, ist aber eine moderne Kopie. Wirklich alt ist, neben dem verbretterten Turm, vor allem die Glocke von 1772, freilich heute elektrisch per Fernbedienung in Gang zu setzen. Insoweit hat die Neuzeit Einzug in die Reicherskreuzer Kirche gehalten. Auf dem Altar ein Aufsatz, in dieser Form aus dem XIX. Jahrhundert, damals jedoch schon eine Arbeit aus den Resten eines vorreformatorischen Schnitzaltars aus dem XV. Jahrhundert. Und so fällt der Blick, wendet er sich zum Beten Richtung Altar, kaum auf das schmucklose Kreuz, sondern viel eher auf die Heilige Katharina in Gegenwart zweier Bischöfe - ein vollkommen katholischer Anblick, der sich allenfalls durch das Kruzifix der Kirche ergänzen (und im Blick auf unser Gebet, sollte es sich an Sichtbares halten wollen, berichtigen) lässt: der Gekreuzigte, der unweit des Altars auf einem umlaufenden Gesims Platz finden und den Blick des Betenden auf sich ziehen kann. Auf dem Altar, ganz alt und sichtlich gebraucht, durch die viele Jahrzehnte hindurch: die Bibel. So soll es sein. Denn die Altarbibel in einer Evangelischen Kirche ist ja nicht eine unantastbare Reliquie, sondern die lebendig sprudelnde Quelle des Glaubens, die uns in alter Übersetzung mit den Generationen von Schwestern und Brüdern vor uns verbindet. Nein, gerade die Reicherskreuzer Kirche predigt uns durch ihr bedenkenloses Ineinander von alt und neu, von Original und Kopie, eines: dass Kirche kein Denkmalpflegeverein ist, sondern Altes wie Neues im Dienst der Gemeinde JEsu und ihrer Verkündigung steht. Beziehungsweise stehen soll.
Markuskirche Klein Muckrow
Der Evangelist Markus überliefert uns (wenn auch nicht als einziger der vier Evangelisten) JEsu Gleichnis vom Sämann: dass das Wort GOttes ausgesät werden will, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob und wo es Frucht bringt. Denn GOtt selbst wird diese Frucht aufgehen lassen, wo immer Er den Boden dafür findet und bereitet. Ob es die kleine Figur eines Sämanns oder der von einem Künstler vom Ort geschaffene Bilderzyklus an der Empore ist - selbst wenn so etwas vor dem künstlerischen Anspruch der Landeskirche nicht besteht, verkündigt es doch das Evangelium für Land und Leute. Wie in Reicherskreuz, so auch in Klein Muckrow das Ineinander von Alt und Neu; hier sogar dann doch auch mit hohem und modernem künstlerischen Anspruch: Denn die Prinzipalstücke Kanzel, Altar und Taufe sind aus dem Material geschaffen, das den Menschen unweit des EKO in Eisenhüttenstadt gerade erlaubt, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, aus einem speziellen Stahl, der eine absichtlich angerostete Patina trägt - genauso wie die Eingangstür. Die war gerade breit genug, um ein 2020 in der Altmark gebraucht gekauftes Orgelpositiv mit tatkräftiger Hilfe Klein Muckrower Bürger in die Kirche zu bugsieren und dort aufzustellen: Schon am selben Abend entlockte der Orgelsachverständige des Kirchenkreises, der beim Transport mit Hand angelegt hatte, dem Instrument die ersten Töne. Seitdem kann die Orgel zur Ehre GOttes den Kirchraum auch akustisch füllen. Dem außerordentlich aktiven Förderverein und den vielen Menschen, die sich durch den Verein motivieren ließen, ist es zu danken, dass diese Fachwerkkirche aus dem XVIII. Jahrhundert nicht zusammengeschoben werden musste, sondern sich dem Betrachter heute so darstellt, als sei sie erst kürzlich frisch vom Band per Tieflader angeliefert worden. Passend dazu die Altarbibel: sehr alt, grundsolide gedruckt wie gebunden und bis heute in bestem Zustand. Wenn die gegenwärtige Lektorin, ein Kind des Ortes, sie zur Lesung in die Hand nimmt, was würden die Ältesten sich freuen, die diese Bibel vor vielen Jahrzehnten angeschafft hatten, wenn sie wüssten: Die Weitergabe des Glaubens, auch durch widrige Zeiten hindurch, ist nicht zum Erliegen gekommen, sondern trägt die von JEsus dem geistlichen Sämann versprochenen Früchte.
Dorfkirche Groß Muckrow
Groß Muckrow war ebenfalls früher Pfarrsitz, bis 1999 die nötigen Strukturveränderungen das gegenüber der Kirche gelegene Pfarrhaus verwaisen ließen. Dem entsprechend endet auch die Liste der zuständigen Pfarrer, an der Kirche angebracht, nach dem letzten Namen mit dem Wort »Vakanz«: Die Versorgung von anderen Orten aus wird offenbar ganz anders empfunden als die Zeit, in der die Pfarrerin nicht nur am Ort wohnte, sondern auch selbst vielfach Hand anlegte, wenn beispielsweise die Befeuerung des Hauses zu ertüchtigen war - ja, so wollte es die Reformation aus gutem Grund, nämlich dass die, die der Gemeinde mit dem Wort GOttes dienen, gleichzeitig an allen Freuden und an allen Widrigkeiten des Lebens teilhaben sollen. Die Zeiten wandeln sich. Die Groß Muckrower Kirche ist so alt, dass sie als einzige der Kirchen im Bereich der Kirchengemeinde (die Ruine in Lieberose nicht mitgezählt) schon in Gebrauch war, bevor die Reformation eingeführt wurde. Eine kleine, kaum in den Blick fallende Sakramentsnische in der Ostwand bezeugt die katholische Vergangenheit des Gotteshauses und erinnert uns daran, dass das Christsein in Brandenburg und Sachsen nicht erst mit Luther begann. Heute ist das Verhältnis der beiden großen Kirchen zueinander angenehm entspannt - wie es beispielsweise die Gastfreundschaft zeigt, die der katholischen Pfarrei Neuzelle noch bis in die jüngste Vergangenheit hinein in Groß Muckrow gewährt worden war. Sie konnte so den am Ort verbliebenen Gliedern der Pfarrei die Messe halten. Die freundschaftliche Verbindung mit Pfarrei und Kirchengemeinde in Neuzelle ist geblieben, so dass die Ökumene im Bereich der Kirchengemeinde am ehesten hier ihren Ort hat. Im Inneren der Kirche fällt ein hölzerner Kanzelaltar, unter anderem mit der Darstellung aller vier Evangelisten, auf; das letzte Abendmahl JEsu mit Seinen Jüngern als kleines Gemälde unmittelbar über der Altar-Mensa erinnert uns daran, dass JEsus sich mit Brot und Wein höchstselbst der Gemeinde leiblich dahingibt. In Groß Muckrow ist viel Platz in der Kirche; modernes Gestühl ist kombiniert mit einer traditionellen Empore; die über 200 Jahre alte (!) und - wie die ganze Kirche - solide restaurierte Orgel verlangt, dass der, der sie spielt, sich stärker bücken muss: So niedrig ist der Spieltisch. Die Glockenanlage ist, wenn man so will, eine »hybride«: eine Glocke kann elektrisch und von fern geschaltet werden, für die andere darf man ans Seil im Erdgeschoss des Turms heran. Die Kombination ist vorteilhaft: So kann bei christlichen Trauerfeiern vom abseits gelegenen evangelischen Friedhof aus zeitgenau die Glocke ausgelöst werden, und trotzdem bleibt die Attraktion vor allem für junge Gäste, einmal wie früher zu läuten. Ja, diese Kirche hat schon viel erlebt.
Dorfkirche Chossewitz
Das Wort steht selbst dann, wenn sich die Welt um das Wort herum senkt: Diese Einsicht passt ein wenig zur Chossewitzer Dorfkirche, die sich heute äußerlich grundsolide, mit dicken Fachwerk-Balken, mitten in ihrem Kirchof präsentiert, als wäre das immer schon so gewesen. Ja, die Kirche ist alt, sie stammt aus dem XVIII. Jahrhundert. Aber der Zahn der Zeit hatte zwischenzeitlich so an dem Gebäude genagt, dass es sich in Gänze gesenkt hatte - dem aufmerksamen Betrachter fällt im Innern der Kirche auf, dass der Kanzelaltar mittlerweile - weil er die Senkung nicht mitgemacht hatte - gar nicht mehr in die Kirche hineinpasst. Der obere Abschluss mit den charakteristischen Pinienzapfen, von denen einer schon früher fast bis an die Decke kam, liegt nun umgeknickt auf. Und direkt darüber schon die Decke. Das Wort also lässt sich nicht verdrängen, heißt das, sondern »bleibt in Ewigkeit« (wie es bei Jesaja zu lesen ist). Stand Ende 2022 ist die Kirche von Grund auf saniert, die Holzarbeiten im Innern noch nicht ganz abgeschlossen und die Malerarbeiten innen vollkommen ausstehend. Aber die Einrichtung ist wieder hergestellt wie früher, einschließlich liebevoller Details wie eine kleine Tür im Kirchengestühl, und so merken wir, wenn wir uns mit der heute erreichten Körperlänge- und -fülle in die alten Kirchenbänke zwängen, wie klein die Leute vor 250 Jahren gewesen sein mussten. Am Altar könnte die Gemeinde links und rechts knien: So wurde das Sakrament in früheren Zeiten empfangen, entsprechend der inneren und ur- evangelischen Haltung: nämlich dass wir aus GOttes Hand nur nehmen können, weil wir nichts zu bringen haben. Und dann noch diese kleine Überraschung: die winzige, kürzlich überarbeitete Orgel, die zwar nur über fünf Register, aber dazu über ein vollwertiges Pedal mit einem 16-Fuß verfügt. So lässt sich der Gesang der Gemeinde tragen.
Kreuzkapelle Weichensdorf
»Die Roten bauen die Kirche« - so in etwa hieß es in Weichensdorf vor einem guten Vierteljahrhundert, nachdem ein gottesdienstlich genutzter Bauwagen seine Zeit hinter sich hatte. Die Bevölkerung war es, die eine Gottesdienststätte behalten beziehungsweise neu errichten wollte und dies denn auch, zusammen mit der Kirchengemeinde, tat. »Auf den Grundmauern der ehemaligen Kutschengarage des Gutshofes«, wie man auf einer außen angebrachten Tafel lesen kann. Nach einem und einem halben Jahr Bauzeit an Pfingsten 1996 als Gottesdienststätte gewidmet. Für den Ort ist das eine bemerkenswerte Geschichte. Das eigentliche Dorf wuchs in DDR-Zeiten durch das angrenzende Munitionsdepot, hat sich daher aber auch verändert, stärker vielleicht als andere Dörfer, die von solchen militärischen Erfordernissen unberührt geblieben sind. Die Kreuzkapelle, wie sie dann nach der politischen Wende entstand, ist ein Phänomen. Denn anders als andere Kapellen hat sie alles, was eine klassische Kirche braucht: Altar und Taufe und Lesepult sowieso. Aber dann gibt es auch eine kleine Sakristei, die sogar für Besprechungen genutzt werden könnte; eine winzige Empore, dort ein Mini-Harmonium mit einem einzigen Register, eine handbetätigte Glocke im Dachreiter. Alles dran. Sogar Bilder (wie eine Wechselausstellung gezeigt): Durch Initiative eines Gemeindegliedes am Ort erzählen von Kindern gemalte Bilder die Geschichte der Kapelle oder zeigen einfach den Reichtum von GOttes Schöpfung in der Natur. Diese Bilder: nicht weniger geachtet als die Bilder der Großen. Genauso wie die Kapelle: nicht weniger geachtet als Kirchen und Dome. »Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen«, sagt JEsus. Er hat dabei ein besonderes Augenmerk auf die Kleinen und macht uns ihren Glauben, den Kinderglauben, zum Vorbild: Er habe alles, was den Glauben ausmache, verbunden mit der Haltung des Empfangens, was Kinder können und Erwachsene schnell verlernen. In Weichensdorf in der Kreuzkapelle gibt es alles, was GOtt durch Sein Wort schenken will. Mehr als andernorts werden Kirchgänger in dem hellen Kirchraum mit Dachfenstern nicht übersehen. Und wir können sicher sein: GOtt übersieht sie erst recht nicht.