02/07/2024 0 Kommentare
Dank- und Abschiedsworte nach einem kurzen Augenblick bei Ihnen
Dank- und Abschiedsworte nach einem kurzen Augenblick bei Ihnen
# Eisenhüttenstadt

Dank- und Abschiedsworte nach einem kurzen Augenblick bei Ihnen
„Komu w droge temu czas“- heißt so viel in meiner Muttersprache wie: “Aufbruch“. Als ich diese Wendung in Google eingegeben habe, ist mir auf Anhieb ein einziges Wort auf Deutsch erschienen: „Aufbruch“. Gleichzeitig: “Die Zeit drängt“. „Wer nach Hause will, muss sich jetzt auf die Beine machen“ oder: „Es ist Zeit zu gehen“ (eben: aufzubrechen). Schließlich: „Wer gehen muss, für den wird es Zeit“.
Mit dem Wort: “Aufbruch“ ist im Grunde alles gesagt. Dennoch höre ich in dem Klang des Wortes: “Aufbruch“ das hebräische b`racha, d.h. soviel wie Segen. Weil wir alle auf ihn, auf den Segen angewiesen sind, breche ich getrost, dankbar und wohl behütet in andere Gefilde auf. Gleich sage ich Ihnen: “Wohin“? Vorerst möchte ich mich recht herzlich bedanken. Dank sagen jenen, die ich begleiten durfte. Schließlich Gott dafür danken, dass mir wertvolle Menschen auf diesem pastoralen-seelsorgerlichen Wege geschenkt worden sind. Für einen Augenblick, das stimmt, aber diesen Augenblick möchte ich nicht missen. An der Intensität der menschlichen Begegnung hat es nicht gefehlt. Von den mir anvertrauten Menschen sind mir dankbare Briefe, auch wertvolle Geschenke in Erinnerung, die von gegenseitiger Sympathie getragen werden. So viel Dankbarkeit – in einer so kurzen Zeit – habe ich in unauslöschlicher Erinnerung nur an einigen wenigen Orten meiner bisherigen Tätigkeit als Pfarrer, Seelsorger, Lehrer erfahren dürfen.
In der Friedensgemeinde wie auch in der Nikolaigemeinde, die ich die `kleine Kathedrale` genannt habe, bleibt mir viel in tiefer Erinnerung. Auch der `daneben` geleitete Ostergottesdienst, von dem immer noch erzählt wird. Gut so. Es bleibt in Erinnerung. „Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade“. Menschen, gerade solche mit Distanz zu sich selbst, strahlen oft Nähe und Wärme aus. Ihre Wärme öffnet das Herz, ohne große Worte zu produzieren. Es wird kommuniziert durch die kleinen Gesten der Zuwendung, ohne moralische Besserwisserei, ohne richtenden Blick, sondern mit viel Verständnis, wohlwollend, begleitend durch einen behutsamen Umgang miteinander.
Ich habe durch Sie sowohl in Eisenhüttenstadt, Fürstenberg als auch in Vogelsang eines gemerkt: Schweigen ist die Sprache der Ewigkeit… Lärm geht vorüber!
Bei den viel zu vielen Beerdigungen in Eisenhüttenstadt, Fürstenberg, Vogelsang, Ziltendorf, Wiesenau, Groß Lindow, Brieskow-Finkenheerd, aber auch in Wellmitz, Treppeln und Neuzelle durfte ich Menschen begegnen, die in ihrer Trauer schutzlos ausgeliefert waren, die nach menschlicher Begleitung suchten und Gottes fürsorgliche Nähe erfahren haben.
Gerne möchte ich an die ökumenischen Begegnungsgottesdienste erinnern: “Schweigen für den Frieden“, die an verschiedenen Orten stattgefunden haben mit Schwestern und Brüdern aus dem Kloster Neuzelle.
Schließlich möchte ich auch an die Friedensveranstaltung im April am Tage der Verurteilung D. Bonhoeffers zum Tode erinnern, die dank meiner langjährigen Freunde Witthart Malik aus Trier, Maksymilian Biskupski aus Warszawa, Prof. Dr. Wilhelm Richebächer aus Marburg und Stanislaw Deja aus Gdansk möglich wurde. Von weither gereist sind sie zu uns gekommen.
Mit der Gemeindereise nach Warszawa und Zyrardow geht die Zeit meiner Tätigkeit bei Ihnen zu Ende. Ich bin innerlich bereit zum Abschiednehmen und Ihnen möchte ich meine Dankbarkeit aussprechen und den Segen Gottes zusprechen. Wir alle sind nur auf der Durchreise.
Bleiben Sie wohlbehütet und wunderbar geborgen. Ihr Pfarrer Waldemar Radacz
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