„Wie sehe ich aus?“, fragte Gott

„Wie sehe ich aus?“, fragte Gott

„Wie sehe ich aus?“, fragte Gott

# Kinder in Frankfurt (Oder)

„Wie sehe ich aus?“, fragte Gott

Quasi inkognito besucht Gott seine Erde, gibt sich nicht zu erkennen. Liebevoll schaut Gott dabei die Geschöpfe an und fragt sie, was sie von ihm – oder von ihr – denken. In dem kleinen Geschenkbuch von Rafik Schami begegnet Gott einer kleinen Wolke, einem Schneeglöckchen, einer Schildkröte und vielen anderen Lebewesen und erhält erstaunliche Antworten. Ein Mädchen meint „Ich bin sicher, er kann nur ein Kind sein!“

Ich habe die Frage im Religionsunterricht am Gauß-Gymnasium in der 7. Klasse gestellt. Lesen Sie, wie die Jugendlichen sich die Begegnung vorstellen:

Felix:

Gott begegnete Felix und er antwortete: „Ich bin zwar nicht gläubig, aber ich stelle mir Gott vor wie einen sanften und aufgeschlossenen Mitte-20-Jährigen. Ich denke, er hat aber auch eine dunkle und zornige Seite. Eigentlich ist es mir aber egal, wie Gott aussieht, denn ich bin ja nicht gläubig.“

Josefine:

„Wie sehe ich aus?“, fragte Gott Josefine. „Für mich sieht Gott aus wie ein regenbogenfarbiges Herz, das die Tage bunt, schön und farbenfroh macht, aber auch Tage vergibt, die nicht so gut sind. So wie alle Farben des Regenbogens. Er verbreitet sehr viel Liebe, auch an traurigen oder wütenden Tagen. Wenn man seine Liebe spürt, geht es einem immer besser, egal wie die Tage sind. Manche Lebewesen können Gottes Anwesenheit spüren. Ich manchmal auch. Andere spüren ihn auch, aber sie wissen nicht, dass es Gott ist, der tröstet oder einfach ein wohlig warmes Gefühl hinterlässt. Wenn Gott bei mir war, nehme ich alles um mich herum viel genauer und positiver wahr. Dann fühle ich mich verbunden mit der Natur. Gottes Liebe verbindet alles.“

Lynn:

„Gott ist eine Illusion, die sich Leute erschaffen haben, um auf Wunder hoffen zu können, Wünsche zu äußern und auf ihre Erfüllung hoffen zu können. Sie haben sich Gott erschaffen, um eine Erklärung von sich selbst zu finden, doch wenn man meint, Gott heilt Verletzungen, liegt man meiner Meinung nach falsch. Entweder heilt ihr sie selbst, weil ihr denkt: so, jetzt habe ich gebetet und jetzt erfüllt Gott mir meinen Wunsch. Oder Euer Unterbewusstsein sorgt dafür, denn das alles sind keine Wunder, sondern reine Wissenschaft. Manches können wir noch nicht erklären, aber es wird irgendwann möglich sein. Unsere Psyche kann alles schaffen. Sie kann einen sogar lähmen. Genauso ist es mit dem Himmel: wenn man immer schön lieb ist, kommt man hinein. Doch wie ein Lied von den Toten Hosen sagt: Ich will nicht ins Paradies, wenn der Weg dorthin so schwierig ist.“

Janina:

„Janina, wie sehe ich aus?“, fragte Gott. „Gott ist groß wie der Himmel und doch so klein wie ein Sandkorn. Er sieht aus wie eine alte, weise Frau mit ewig langen, weißen Haaren, die den Himmel bilden. Er hat alles erschaffen und kann alles bestimmen. Er schützt mich jeden Tag meines Lebens und bringt mir Glück. Er ist allmächtig, er kann alles tun, was er will. Trotzdem überlässt er den Menschen oft, ihr eigenes Schicksal zu bestimmen.“

Alma:

Und Gott traf ein kleines, unbedeutendes Mädchen namens Alma. Er fragte sie „Wie sieht Gott aus?“ Kurz überlegte das Mädchen und antwortete schließlich: „Gott ist wie ein vielbeschäftigter Vater. Er ist selten da, und wenn, hat er nie viel Zeit. Wenn es mir schlecht geht und ich niemanden zum Reden habe, ist er auch nicht da. Ich glaube, er will, dass ich lerne, allein klarzukommen und meine Probleme selbst zu lösen. Doch manchmal vermisse ich ihn. Dann ist eine Leere in mir und nichts ist da, um sie zu füllen und zu wärmen.“ Gott überlegte kurz und verschwand dann. In der nächsten Stadt verwandelte er sich in einen Menschen und wartete auf das Mädchen. Als sie kam, ging er auf sie zu und schloss sie in seine Arme. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie flüsterte: „Gott…“

Wenn Gott zu Ihnen kommt – was würden Sie antworten?

Verschenken Sie das kleine Büchlein von Rafik Schami an Kinder oder Erwachsene und kommen sie miteinander ins Gespräch.

Rafik Schami – Wie sehe ich aus, fragte Gott (Edition Chrismon)

Susanne Noack

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